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1. Tag

Die wirklich wahrhaftige Anleitung, 24 Bilder zu malen.
 
von Herrn Herbert Ossberger, Wien 1991



DER ERSTE SCHRITT:

Nur Genies können malen. Andere machen nur "Kunst".
Also, seien Sie ein Genie.

Jeder kann ein Genie sein.
Ein Beispiel: Jemand kann sehr schön scheißen, er scheißt am Besten von allen, also kann er 
etwas, womit er zum Genie wird. In diesem Fall ein Scheißgenie.
Betrügt er nun seine Genialität des Scheißens auf die Malerei, hat er schon gewonnen und wird 
Maler.
Sehen Sie, so einfach ist es.

Die weiteren Schritte werden in Punkte zerlegt oder als Kapitel zusammengefaßt.

Punkt eins: Suchen Sie jemanden, der Ihnen glaubt, notfalls ein Haustier oder eine 
Zimmerpflanze.
Unterrichten Sie ihr Opfer von der Tatsache, daß Sie Maler sind und man in Ihnen ein Genie 
sehen müßte.
Ein Genie ist immer verkannt. Also nur Mut, wenn ihr Bekanntenkreis Sie nicht ernst nimmt.

Punkt zwei: Gut Ding braucht Weile. Planen sie sorgfältig, bevor Sie zu malen beginnen. 
Schieben Sie den Zeitpunkt in weite Ferne. Rom ist, so sagt man, ja auch nicht an einem Tag 
erbaut worden.
Ein gutes Bild muß reifen.

2. Tag


MALEN IST EIN RAUSCH!

Ich bitte alle Malergenies, sich dessen bewußt zu sein.
Vernünftiges Herumdenken ist - wenn möglich - zu unterlassen.
Riskieren Sie, haben Sie Mut. Konfrontieren Sie sich mit Ihren Gefühlen.

Malen ist wie das Besteigen eines Gipfels.
Zunächst errichtet man ein Basislager.
Wartet auf gutes Wetter, sammelt Kräfte, und stürmt den Gipfel.
Am Gipfel mischt sich Zufriedenheit und Erschöpfung.
Gönnen Sie sich Ruhe und genießen Sie ihre Zufriedenheit.
Beim Abstieg zum Basislager bedenken Sie, daß ihr Gipfelsieg Sie nicht leichtsinnig macht. 
Vorsicht ist geboten. -> Fragen Sie einen erfahrenen Bergsteiger.


 Die Grundierung ist der wichtigste Teil.
 Wählen Sie ihr Format.
 Suchen Sie die beste Leinwand.
 Verwenden Sie das beste Material.
 Schöpfen Sie aus dem Vollen.
 Grundieren Sie mit Verstand, Geduld,
 Ausdauer und Sorgfalt.
 Aber nur nach alten und erprobten
 Rezepturen.
 Verwenden Sie nur den besten Leim.
 Französischen Hasenhautleim z.B.
 50 Gramm in einem Liter Wasser
 gelöst.
 Champagnerkreide gesiebt.
 Zinkweiß gesiebt.
 Titanweiß gesiebt.
 Kremserweiß gesiebt.(Vorsicht! nicht ungiftig)
 Leinölfirnis
 Dammarharzfirnis
 Mastixharzfirnis
 Wasser und sonst nichts


3. Tag


MALEREI IST NUR ILLUSION!

Jeder Maler ist ein Schwindler.
Jeder Maler ist ein Egoist.
Jeder Maler ist ein Egozentriker.
Jeder Maler ist tolerant.
Jeder Maler ist sich selbst der Beste.
Jeder Maler nimmt seine Arbeit ernst.
Jeder Maler konzentriert sich auf sein eigenes Werk.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine eigene Phantasie.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine eigene Vision.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine eigenen Träume.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine eigene Botschaft.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine eigene Inspiration.
Jeder Maler konzentriert sich auf seine Vorstellungskraft.
Malerei ist Konzentration.
Malerei ist egozentrische Konzentration.
Malerei ist tolerant zu egozentrischer Konzentration.
Malerei ist tolerant zu egozentrischer Konzentration mit Phantasie.
Der Maler schweigt egoistisch konzentriert.
Der Maler spricht in Bildern.
Der Maler spricht in Farben.
Der Maler spricht in Rätseln.
Der Maler spricht in Visionen.
Der Maler spricht in Illusionen.
Der Maler spricht in Symbolen.
Der Maler weiß nicht, was er spricht.
Der Maler konzentriert sich auf die Möglichkeit seiner momentanen Vorstellungskraft.
Der Maler ist konzentriert auf seine Vorstellungskraft.
Der Maler ist neugierig auf seine Phantasie.
Der Maler ist bereit zur Inspiration.
Der Maler ist berauscht von seinen Visionen.
Der Maler akzeptiert seine Träume.
Der Maler akzeptiert seine Botschaft.
Der Maler akzeptiert die Illusionen.


4. Tag


ES VERSTEHEN VIELE VON KUNST NICHTS

Malerei ist wandelbar.
Malerei ist wunderbar.
Malerei ist sonderbar.
Malerei ist das Auftragen von Farben.

Ein Genie ist der, der Abweichungen vom Ideal ohne "Seelische Belastung" (Ha Ha) richtig 
stellen kann. Alle anderen sind nur Künstler.
Ein Genie ist der, der Abweichungen von seiner Idealvorstellung in Kauf nimmt und sich 
nichts dabei denkt.
Ein Trottel ist der, der weiß wie er es machen würde, wenn er es machen dürfte.
Ein Trottel ist der, der weiß wie es geht, lieber aber bei anderen herumnörgelt.


Schritt 1. Malen wie es wird.
Schritt 2. Korrigieren das es so wird wie es werden soll.
Schritt 3. Korrigieren der Korrektur.
Schritt 3A. Warten bis die Korrektur der Korrektur trocken ist.
Schritt 4. Korrigieren der Korrektur der Korrektur.
Schritt 5. Korrigieren Sie solange bis Sie es endlich können.
Schritt 6. Fangen Sie ein neues Bild an.
Schritt 7. Geben Sie das Malen auf.
Schritt 8. Gehen Sie wandern oder treiben Sie Sport.
Schritt 9. Werden Sie musikalisch.
Schritt 10. Lernen Sie ein Instrument.
Schritt 11. Wie bei Schritt 7. bis 10. nur schneller.


5. Tag


MALEREI, IST GEDULD.


Verwenden sie zum Zeichnen Grüne Erde und Grüne Erde gebrannt und Kremserweiß und 
Mastixfirnis 1:1 in Terpentinöl verdünnt.

Warum?

Nun, die Grünen Erden färben nicht so stark, das heißt, man kann mit jeder Farbe bald 
darübermalen, ohne sich unbedingt an die Vorzeichnung halten zu müssen.
Kremserweiß und der Firnis bewirken bei dünnem Auftrag gutes Trocknen und 
bestmöglichste Haftung.
Verwenden Sie in den ersten Schichten Firnis (sparsam) als Malmittel. Tragen Sie die Farbe so 
dünn auf, daß sie sich "zäh" vermalen läßt. In die zähe Farbe ist gut modellierend zu arbeiten. 
Wird die Farbschicht zu stark, wendet man sich einem anderen Detail zu oder wartet 
gegebenenfalls ein halbes Jahr und länger, um dem Werk die Seele der Vollendung 
einzuhauchen.


Wichtige Farben für die erste Anlage und Vorzeichnung.

 1. Grüne Erde (Echte)
 2. Gebrannte Grüne Erde (Braun)
 3. Kremserweiß
 4. Mastixfirnis und Balsamterpentinöl
 5. Sienna Gebrannt (Alternative zur Gebrannten Grünen Erde)
 6. Ultramarin Blau
 7. Elfenbein Schwarz
 8. Neapel Gelb Hell (Italienisches)
 9. Neapel Gelb Dunkel (Italienisches)
10. Neapel Gelb Rötlich (Italienisches)


6. Tag


MALEREI IST FARBE


Die bisher verwendeten Farben also sind:

Grüne Erde (Rembrandt, Talens)
Grüne Erde gebrannt (Kaspar und Co.)
Kremserweiß (Kaspar und Co.)
Königsblau Hell (Mussini)
Fleischfarbe 1 (Mussini)
Neapel Gelb Hell (Van Dyck)
Neapel Gelb Dunkel (Van Dyck)
Neapel Gelb Rötlich (Van Dyck)
Ultramarin Blau Dunkel (Kaspar und Co.)
Königsblau Hell (Kaspar und Co.)
Alizarin-Krapplack Hell (Mussini)
Kadmium Gelb Hell (Van Gogh, Talens)


Bei sommerlichen Temperaturen im Atelier sei angeraten, täglich eine Fläche nicht größer als 
20 x 20 cm zu bearbeiten.


Königsblau kann der Maler sich auf einfache Weise selber herstellen, indem er einer 
weißen 
Ölfarbe, Bleiweiß oder Kremserweiß 3-5% Ultramarin beimengt, mit einer Spachtel gut 
vermischt und anschließend ein paar Stunden stehen laut. Anstelle des Ultramarin kann 
ebenso Kobaltblau genommen werden.


7. Tag


MALEREI IST PHILOSOPHIE


Eine neue Farbe kommt dazu.

Phthalocyanin Blau. (Maries Oil Colours China)
Eine Pinselspitze zum Kremserweiß.
Als Mischfarbe zum Kadmiumgelb für feurige Grüntöne.
Mit Krapplack zu variieren von Violett. (Kobaltviolett ist violetter)
Mit gebrannter Grüner Erde -> Mischschwarz mit Hinzunahme von Kremserweiß -> 
Mischgrau (Bläulich oder Bräunlich)

STETIG = bewirkt Wohlbefinden.

Ausfeilen nicht Ausbessern.
Verbessern sehr wohl, wenn es verbesserungsbedürftig ist.
Perfektionieren geht. Retuschieren, vervollständigen.
Verdeutlichen durch ausfeilen ist nicht schlecht.
Etwas Gutes, wenn es geht, verbessern.
In manchen Fällen auch bearbeiten, aber man hat Obacht zu geben das man sich nicht selber 
überarbeitet, hingegen, verbessern kann man sich immer.
Es sei denn, man empfindet Wohlbefinden, so wie man ist, dann hat man stetig oder ist 
einfach zu faul.
Man soll denken, was man will, ich versuche mich zu steigern.
Die Aufmerksamkeit auf das Positive richten.
Man denkt eine Menge, bevor ein Bild fertig ist, das mit dem Bild nichts zu tun hat.
Denkt man gut, wird es gut.
Denkt man schlecht wird es so wie es wird.
Abschattieren, aufhellen, Glanzpunkte setzen.
 
(HARMONIE = Ausgewogenheit)

Ganz normal ist = heller machen, dunkler machen, mehr Rot, Blau, Gelb, Grün. Ein bißchen 
mehr, etwas weniger.
Ausgereift ist der, der sich langsam vortasten kann.
Zufrieden.

8. Tag


Malen sie doch was sie wollen, aber wollen sie das dann auch, was sie malen?

übermalen, übertreiben, überlasieren, überlegen, überlassen
Untermalen, Untertreiben, Unterlasieren, Unterlegen, Unterlassen
Vermalen, Vertreiben, Verlasieren, Verlegen, Verlassen
Ausmalen, Austreiben, Auslasieren, Auslegen, Auslassen

Denkversuch in Grün: Wiese 10 Meter entfernt.
Farbe erweckt den Eindruck einer Wiese, etwas Gelb etwas Blau etc.
Langsam vortasten und verbessern, ausprobieren, vergleichen


Zinkweiß (Van Dyck, Italy)
gemischt mit Bleiweiß (Kremserweiß) für lasierende Lichtreflexe, etwas Neapelgelb etc.

Malen sie jede Farbschichte so, daß sie beim übermalen eine Steigerung erreichen. (oder jede 
2.)

übermalen das heißt Steigern
 Präzisieren
 Verdeutlichen
 Perfektionieren
 Hervorheben
 Herausstreichen
 Dämpfen
 Abschwächen
 In Relation setzen
 Vervollkommnen
 Ausschmücken
 Verfeinern
 Neutralisieren


9. Tag

MALEREI STIMULIERT


Seien sie aggressiv zu Schmeichlern.
Seien sie unleidlich zu Versprechern.
Seien sie zynisch zu Kritikern.
Seien sie zornig zu Besserwissern.

Verwenden sie Zinkweiß nur sehr sparsam am besten gar nicht.
Machen sie nie was man von Ihnen will, wenn sie nicht wollen.
Schreien sie die Leute ruhig an.
Unterstellen sie den Leuten ruhig Betrugsabsichten.
Lassen die Dampf ab und verwenden die den Dampf als Antrieb zu großartiger Arbeit.

Man muß ein Bild aufbauen, langsam und solide aufbauen.

Das Fundament
Der Keller
Die Mauern
Die Installationen
Das Dach
Die Wände
Die Fenster und Türen
bis es fertig ist.


Und so wird es gemacht:
Erst vorzeichnen, flächig, modellieren,
farbig anlegen und dann ausarbeiten.
Signieren letzte Korrekturen und ein Neues Werk beginnen.


10. Tag

EIN NEUES BILD


Gebrannte Grüne Erde ein erbsengroßes Stück.
Grüne Erde Veroneser Pigment, Spachtelspitze mit Terpentin fein verreiben, Leinöl, 
vorgetrocknet gereinigt, dazu mischen.
Kremserweiß aus der Tube 3 cm langes Stück mit den beiden Grünen Erden verspachteln.
Mit 5 cm Breiten Rindhaarpinsel in Mastixfirnis tauchen mit der vorbereiteten Farbe (etwas 
Farbe) vermischen und oben beginnend transparent streichen eintauchen in Mastixfirnis mit 
Farbe vermischen und streichen u.s.w. für 70 x 90 ein Stamperl Firnis (2 cl)
Mit Pinsel Terpentin aufnehmen und symbolische Struktur verwaschen.
Beim Anschauen halten sie kurz die Luft an. Dann sehen sie, was sie noch erarbeiten können.

Glauben sie mir, "Häßliche" Farben sind wichtig. Damit "Schöne" Farben noch mehr zur 
Geltung kommen.



Himmel: Königsblau nach oben etwas. Ultramarin Dunkel.
 Wolke oben Neapelgelb rötlich
Wolke: Kobaltviolett Weiß Ultramarin
 Neapelgelb rötlich (Spur Gebr. Grüne Erde)
 Neapelgelb hell
 etwas Königsblau 

Anmerkung: Alle Angaben sind ohne Gewähr und müssen durch Studium dem 
Persönlichkeitsbild angepaßt werden.



11. Tag


MALEN IST EIN KAMPF GEGEN SICH


Halten sie sich zurück mit Bewunderung und Kritik.
Suchen sie die Mitte zwischen Begeisterung und Zweifel.
Haben sie dieses erreicht, (diesen Zustand) steht ihnen zu einer großartigen Leistung nichts 
mehr im Weg.
Behandeln sie ihren Werkstoff (Farbe, Pinsel, Leinwand etc.) mit Respekt.

Wenn sie nicht weiter wissen, was immer mal gerne vorkommt, dann sollten sie Geschirr 
abwaschen, Staubsaugen, Fensterputzen, den Fußboden aufwaschen, Pinsel mit Seife 
waschen, die Palette reinigen, die Glasplatte reinigen, die Spachteln reinigen, sollten die 
rauchen dann bitte leeren sie doch den Aschenbecher aus und waschen, aber vorsichtig bei 
heißer Asche.
Sollte das auch nicht funktionieren dann kaufen die Farben und Mastixfirnis, gut riechendes 
Balsamterpentinöl. Abwarten und Tee Trinken. Haare waschen, Zähne putzen, Baden, Finger 
und Zehennägel schneiden, Haare schneiden, Rasieren, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen 
wird ihnen nicht schwer fallen.

1. Schritt: die Imprimitur
2. Schritt: die Vorzeichnung mit verdünnter Imprimiturfarbe
3. Schritt: die Farbgebung und plastisches Antasten.
4. Schritt: die Ausarbeitung
5. Schritt: die Signatur
6. Schritt: die Vollendung


Zum Ausarbeiten rechnet man für eine Fläche von ca. 20 x 20 cm einen Tag.
Also: 1 Tag Imprimitur,
 1 Tag Vorzeichnen,
 1 6 Tage Farbiges anlegen inkl. plastisches antasten.
 6 Tage für ein Bild 40 x 60 cm
 5 Minuten Signatur
 30 Minuten Vollendung

Also 14 Tage und 35 Minuten für ein Bild.


 12. Tag

 MALEREI IST GEFÜHLSSACHE


Ich zeichne grob vor aber dünn.
Ich lege farbig an aber fleckig.
Ich arbeite aus indem ich das Fleckige besänftige.
Ich unterschreibe mit spitzen Pinsel und Terpentin.
Ich vollende indem ich Glanzpunkte setze und kleine Retuschen ausführe.

Schauen, Sehen, Sich merken.
Sich merken, was man durch Schauen gesehen hat.
Bewußt schauen, was man sieht.
Bewußt sich merken, was man sieht.
Formen, Räume, Farben sehen und sich merken.
Bewußt denken, was man sieht.
Sehen, merken, sich vorstellen, versuchen nach gemerkten zu zeichnen, malen.

Ich lese meine Bilder aus dem Verschwommenen, durch Verdeutlichen wachsen.
Ich beginne verschwommen und entwickle allmählich langsam ein klares Bild.
Ich entwickle langsam aus dem Verschwommenen ein klares Bild.
Veränderungen jeglicher Art sind dabei ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Deshalb 
zeichne ich nur grob vor, aber die Farbe so pigmentarm, also so dünn das ich die Farbe hin 
und her schieben kann, so wie es mir gerade in den Sinn kommt und es meiner Laune 
entspricht, so lange bis ich Lust bekomme um es farbig ebenfalls dünn flächig anzulegen.
Dann mache ich Jagd auf störende Flecken und arbeite mich aus.


13. Tag


DIE MALEREI UND DAS WETTER


Die Farben trocknen unterschiedlich. Im Sommer schneller als im Winter. An extremen tagen 
ist vernünftiges malen unmöglich. Sowohl im Sommer als auch im Winter.

Die Lichtverhältnisse spielen eine große Rolle, bei zu heller Beleuchtung durchdringt das 
Licht die Farbschicht so, da es unmöglich ist, vernünftig zu malen.

Eine Alternative zum Malen, an schwülen, heißen Sommertagen ist es: Im Bett zu bleiben, 
schlafen und Kräfte sammeln.
 Langsam spazieren zu gehen.
 Denken.
 Dinge zu planen, die nicht realisiert werden müssen.
 Skizzen anfertigen, welche wieder weggeworfen werden können.
 Abwarten bis das Wetter "mal freundlich" wird.
 Duschen oder baden.
 Telephonieren.
 Sich einen ansaufen oder auch nicht.
 An sich zweifeln.
 An anderen zweifeln.
 An allen zweifeln.
 Verzweifeln.
 Verdreifeln.
 Noch einmal duschen oder baden.
 Weiter warten und warten und warten, bis dieser Urlaub (bezieht sich auf Hitzeurlaub oder 
Kälteurlaub. Angeraten wird, kurz zu verreisen. Im Sommer auf Sommerfrische, im Winter 
in den Süden. Nicht umgekehrt.) endlich vorbei ist.
 Zeit zum Kräfte sammeln nützen.


14. Tag


MALEN IST SEHEN


Die Sehkraft.

Ich fixiere das Bild solange bis ich das sehe was ich sehen will. Das ist die Sehkraft.
Ich zwinge der Leinwand meinen Willen auf manchmal auch umgekehrt. Das ist das Relative 
der Sehkraft.
Die beste Zeit zum malen ist der frühe Abend, vorausgesetzt man hat den ganzen Tag geruht. 
Das Licht ist mild, die Schatten sind weich und die Augen können entspannt schauen, was sie 
sehen werden.
Der Verstand wird klarer, die Intelligenz steigt, die Gefühle werden ruhiger und die Last des 
Tages weicht.
Dies und noch mehr Gründe sind es, da für mich die beste Zeit zum malen der frühe Abend 
ist.
Die Farben lassen sich besser mischen, als in der blendenden Sonne. Man könnte auch sagen, 
je besser man malt um so besser sind die Bilder.



Über das Schauen.

Erst muß man die Umrisse sehen und abtasten. Dann beobachtet man die Fläche mit ihren 
hellen und dunklen Kontrasten. Erst dann 
tastet man sich cm für cm an die Fläche heran, wobei man im Geist bereits die Farben 
mischt, Indem man die Farben beim Namen nennt und sich entweder das Mischverhältnis in 
Prozenten oder mit viel, wenig, etwas, halbe halbe, etc. denkt.

Über das Farbmischen.

Ein Teil Weiß vermischt mit einem Teil Schwarz ist Grau, aber im Grau ...... nicht zwischen 
Weiß und Schwarz sondern beträchtlich heller oder dunkler.
Starke färbende Farben und schwach färbende Farben stehen im Gegensatz zur 
mathematischen Logik und Können nur im Versuch ausgelotet werden. Praktische Versuche 
sind angeraten.


15. Tag


MALEN UND DAS REDEN


Malerei ist eine optische Angelegenheit. Das zuständige Sinnesorgan ist das Auge.

Malen ist schweigen.
Malen ist denken und schweigen.
Malen ist konzentrieren, denken und schweigen.
Malen ist Farben mischen, konzentrieren, denken und schweigen.
Malen ist schauen, Farben mischen, konzentrieren, denken und schweigen.
Malen ist vergleichen, schauen, Farben mischen, konzentrieren, denken und schweigen.
Malen ist ausdauern, vergleichen, schauen, Farben mischen, konzentrieren, denken und 
schweigen.

Reden kostet sehr viel Kraft, Aufmerksamkeit, Konzentration.

Gute Maler malen, andere reden.

Läßt man sich das Gemalte oder das zu Malende auf der Zunge zergehen, kann man nicht 
reden ebenso wenn es so gut ist das einem die Luft wegbleibt.
Es steht natürlich jedem frei soviel zu reden wie er will. Ich halte es jedenfalls so, da ich 
mein Interesse auf das Bild richte und mich durchs reden nicht ablenken will.
Das was ich zu sagen habe, sage ich ohne dies durch die Bilder.
Malerei ist eine optische Angelegenheit und das zuständige Sinnesorgan ist das Auge.
Deshalb beim Malen schweigen und genießen.
Wer malt um etwas zum Reden zu haben, bringt sich um den Genuß des Träumens.


16. Tag

Malen ist ein schwerer Kampf, wenn man es richtig macht. Malen ist nichts für zartbesaitete, 
schwache Menschen.
Man versuche nur die gestreckte Hand eine halbe Stunde ruhig zu halten und mit den Fingern 
einen Zahnstocher zu halten. Wer dies probiert hat, der kann eventuell ermessen wie 
"schwer" es ist 16 Stunden an einem Tag durch zu malen.
Ich will es nicht verheimlichen, da unter meinem Hemd ein wohl recht kräftiger Oberarm ist.

So ist es dann auch beim Malen, da man Kräfte sammeln muß, sich entspannt, gut schläft, 
ausgewogen ernährt, Körper und Geist schont.
Es gleicht der Vorbereitung zu einem sportlichen Wettkampf. Kein Sex, keine belastende 
Begegnungen und keine Diskussionen. Nur Ruhe, Entspannung, wohltuende , friedliche an 
Langeweile grenzende Ruhe. Ruhige angenehme Musik, wohlduftende Atmosphäre. Keine 
Sorgen, schöne Träume. Es ist gar nicht so leicht, wie man sich denken kann, dies alles zu 
ermöglichen.
Aber wie gesagt, malen ist ein schwerer Kampf, wenn man es richtig macht.

Auf Langeweile folgt Aktivität, will man also Aktivität fördern, so suche man die an 
Langeweile grenzende Ruhe.

Klare Vorstellungen beginnen meistens verschwommen.

Dieses Prinzip kann man bei Aufbau des Bildes berücksichtigen, also beim Vorzeichnen 
zurückhaltend im Farbkontrast, eher andeuten als festlegen.


17. Tag


MALEN IST DURCHHALTEN!


Imprimitur:

In ein kleines Glas gebe ich halb Mastixfirnis und halb Balsamterpentinöl. Auf die Palette 
kommt ganz wenig Kadmiumrot hell.
Mit dem Pinsel tauche ich in das Firnis-Terpentingemisch und vermische es auf der Palette 
mit dem Kadmiumrot, um wie beim Pinsel auswaschen das Firnis-Terpentingemisch rötlich 
zu färben.
(Nicht zu ROT.) Damit streiche ich nun die fertig grundierte Leinwand. Die "Farbe" hat 
wäßrigen Charakter.
Es entsteht eine Fläche, die an rosa Marmor erinnert. Der Pinsel ist ein Zoll breit und aus 
Rindshaaren.

Eine Imprimitur ist eine Isolierschicht, um das Saugen der Grundierung zu vermindern. 
Gleichzeitig ist die Farbgebung der Isolierschicht der erste Arbeitsschritt, der ein Bild 
farblich zusammen hält und die Angst vor einer jungfräulichen weißen Fläche nimmt.
Phantasieanregend und aktivierend zugleich wirkt und so weiter. Im übrigen ist die 
Imprimitur auch die beste Verbindung zwischen Grundierung und Farbe. (Firnis verbindet 
sich mit der Grundierung und mit dem l der Farben.)
Die Farbgestaltung der Imprimitur kann von hell bis dunkel reichen, rot, schwarz, grau, 
grün, braun usw. Sehr anregend ist Grüne Erde und Gebrannte Grüne Erde mit Kremserweiß 
abgemischt und lasierend auftragen.
Man kann den oben beschriebenen Kadmiumroten Imprimitur Firnis etwas. Indischgelb und 
Kremserweiß noch verfeinern.


18. Tag

MALEREI IST ORDNUNG

Ansetzen von Dammarfirnis oder Mastixfirnis. In einem Porzellanmörser (Laborbedarf) 
werden ca. 10 dkg Dammar oder Mastixharz pulverisiert. Eine Mischung von Staubzucker 
und Kristallzucker erklärt am besten, wie es aussehen soll. Das ganze wird in einem Strumpf 
eingebunden und in ein sauberes Gurkenglas, welches zur Hälfte mit frischem 
Balsamterpentinöl gefüllt ist, gehängt, 2 cm unter dem Terpentinspiegel, also so daß etwa 2/3 
aus 
dem Terpentin herausragen. Der Bindfaden mit welchem man den Strumpf abgebunden hat, 
solange lassen, da er Über den Glasrand reicht. Der überflüssige Strumpf wird abgeschnitten.
Der Deckel gut verschlossen, damit nichts verdunstet. Wer einen zu dicken Bindfaden nimmt, 
wird den Deckel nicht schließen können. Der Rest ist warten, gut wenn man das Datum 
darauf schreibt.
Das nächste mal gebe ich das pulverisierte Harz noch zusätzlich bei 65 Grad Celsius in den Ofen, um 
sicher zu gehen, daß sich keine Feuchtigkeit festgesetzt hat.
Auf 10 dkg Harz, 1/4 l Balsamterpentinöl.
Dieser Firnis ist kalt gelöst, im Gegensatz zu den gekauften Firnislösungen, welche gekocht 
werden und meist noch mit Ölen versetzt in den Handel kommen. Als Vorteil ist es auch zu 
sehen, daß der kalt gelöste Firnis keinen stechenden Geruch hat. Welches bei feiner Malerei 
nicht zu unterschätzen ist.

19. Tag

DIE MALEREI UND DIE REALITÄT


Malerei ist Phantasie, sehr realistische Phantasie manchmal.
Zum Vorzeichnen und Untermalen verwende ich bei meinem in Arbeit befindlichen Bild 
folgende Farben:
Ultramarinblau Dunkel, Kadmiumrot Hell, Gebrannte Grüne Erde, Indischgelb-Ersatz, 
gemischt mit Kremserweiß zu weißlich gelben Farbe etwa 1 Teil Indischgelb zu 80 Teilen 
weiß oder mit der Pinselspitze in Indischgelb getaucht und damit ein bohnengroßes weißes 
Farbhäufchen gelblich gefärbt.

Ultramarinblau und Gebrannte Grüne Erde ergibt richtig zusammengemischt eine fast 
schwarze Farbe. Für die Vorzeichnung von 
Menschen, Porträts, wie auch Figuren eine ideale Zeichenfarbe. 
Zum Anlegen der Schatten bestens geeignet. Ich mische mir jedesmal den Farbton beim 
Farbaufnehmen neu. Damit bekommt schon die 
Vorzeichnung und Anlage ein nuancenreiches Aussehen. Auch 
mische ich ein wenig Weiß oder/und Rot dazu. Manchmal auch 
Indischgelbweiß.
Die Vorzeichnung mache ich so, da ich nur andeute um mir bei der eigentlichen Malerei 
leichter zu tun.
Als Malmittel verwende ich auf bereits firnisreichen Untergrund (glänzend), dann nur mehr 
Balsamterpentinöl zum verdünnen der Farbe, die wie aquarellierend zum Vormalen 
aufgetragen wird.
Ist der Untergrund aber noch matt, dann nehme ich anstelle von Balsamterpentinöl ein 
Firnisterpentingemisch (ca. 1:1).

Die Reihenfolge ist: Starke Leinwand mit Leimgelee überzogen und mit 15 cm breiten an den 
Ecken abgerundeten Japanspachtel überzogen. Halbkreidegrund nur porenfüllend in 4 dünnen 
Schichten auf getragen und mit Spachtel abgezogen.
 Imprimitur mit Grüner Erde und Gebrannter Grüner Erde in Firnis gelöst. Je ein 
erbsengroßes Stück auf 1/16 lt. (etwas Weiß dazumischen!)
 Vorzeichnen mit Ultramarin und Gebr. Grüner Erde, Terpentinöl und Firnis, etwas. Rot, 
Weiß und Indischgelb.




 20. Tag


 MALEN IST DENKEN


Malen ist denken, schauen, vergleichen, erkennen, zweifeln,...... 
Malen ist logisches denken.
Malen ist analytisches schauen.
Malen ist Projizieren, Vorstellungen, Gefühle, Wünsche, Ideen aufs Bild übertragen, in 
dieses hineinsehen.
Malen ist vergleichen, in Proportion setzen, das richtige Verhältnis suchen.
Malen ist erkennen, vorausschauendes Handeln (Imprimitur, Untermalung).
Malen ist die Wechselwirkung von Zweifel und Sicherheit, wobei die Aufmerksamkeit auf 
"Sicherheit" zu lenken ist.

Zur Verdeutlichung: 

Ich zeichne ein Objekt, indem ich die Umrisse und wichtigsten Punkte mit mehreren Linien 
schwach andeute. Die "richtigste" Linie wird etwas verstärkt, die anderen Linien treten 
zurück. Ist man sich "sicher", ist es ein leichtes so die richtige Form zu bestimmen.
Deshalb ist angeraten die Aufmerksamkeit auf die richtige Form, das richtige Aussehen zu 
lenken. Es hat sich als konstruktiv erwiesen, wenn man sich die Frage stellt, was bereits in 
Ordnung ist. Stellt man sich die Frage, was alles noch nicht stimmt, läuft man Gefahr ein 
Bild nicht mehr sehen zu können und wollen,
es kommt zur Überforderung und verdirbt den Spaß.
Erreichungsstreß ist eine mögliche Folge.
(Viele die ich kenne, haben aus solchem Grund mit dem malen aufgehört.) Schade.


Gut ist, sich seiner selbstbewußt zu sein.
Gut ist, Zweifel und Sicherheit richtig einzusetzen.


Vorsicht ist geboten, wenn Überheblichkeit und falscher Stolz in einem Bild mitmischen. 
Bilder, die aus derlei aufdringlichen "Selbstbewußtseins" Gefühlen entstehen fehlt 
menschliche Größe. Und meist fehlt noch irgend etwas an Form und Farbe. Überheblichkeit 
macht betriebsblind.
Mit anderen Worten, wenn einem etwas gelingt, hat man es nicht notwendig berheblich und 
aufdringlich zu sein. Malen ist denken.


 21. Tag


 DIE KUNST DER INSPIRATION


Durch blödes reden kommt man auf blöde Ideen, wenn man blöde Bilder verwirklichen will, 
dann ist es der richtige Weg.
Grundsätzlich inspiriert einem alles womit man konfrontiert wird. 


 Stimmungen, Meinungen, Gerüche, Farben, Verhaltensweisen,
 Ansichten, optische Eindrücke, akustische Eindrücke,
 Klangbilder, Träume, Ängste, Hoffnungen, .....


Diese Beeinflussung, der jeder ausgesetzt ist, ergibt zusammengefaßt die Grundlage der 
Inspiration. Es kommt zur Reaktion oder aber zur Gegenreaktion.

 1. Bewußtes oder unbewußtes Wahrnehmung.
 2. Speichern.
 3. Erinnern (bewußt oder unbewußt)
 4. Zusammenhänge herstellen.
 5. Ordnen im Sinne von gut/schlecht, schön/häßlich, angenehm/ unangenehm etc.
 6. Ordnen im Sinne von brauchbar und unbedeutend.
 7. Handeln motiviert vom Bedürfnis sich mitzuteilen. (Reaktion)
 8. Handeln motiviert vom Bedürfnis, sich zu entspannen.
 (Gegenreaktion)
 9. Handeln motiviert vom Bedürfnis etwas zu verändern.
 (Neues zu schaffen)
10. Handeln motiviert vom Bedürfnis dazu gehören.
(Mode, Zeitgeisterscheinung, gruppendynamisches Kollegtivselektionsverhalten)
11. Handeln motiviert aus einer Vielzahl von Einflüssen, teils bewußt , teils unbewußt 
eingesetzt, ist die Kunst der Inspiration.